Stolpersteine

Gegen das Vergessen!

Kurzvideo HIER bittet weltweit, aber auch Anwohner und Presse um Mithilfe bei der Erforschung jüdischer Schicksale in Charlottenburg

Drei Holocaustopfer lebten bis 1941 auf der Adresse Schillerstraße 86, mindestens eine der drei Frauen unter ihnen war jüdisch. Heute befindet sich dort unsere Kindereinrichtung Spielhaus-Schillerstraße. Es gibt die Überlegung der Kinder und Jugendliche, ihnen zu Ehren an dieser Adresse Stolpersteine zu verlegen, zumindest aber eine Gedenktafel anzubringen.

Wie aber eine Gedenktafel aushängen, wenn man nur die Namen der drei Frauen kennt?

Eine dieser drei Frauen hatte überlebt, die jüdische Frau Melitta Hoffmann. Sie kehrte nach dem KZ nach Charlottenburg-Wilmersdorf zurück. Ihre Spur verliert sich. Leider hat das Archiv das Berliner Centrum Judaicum keine weiteren Angaben.

Was haben aber hatten die beiden anderen Frauen damit zu tun? Warum wurden sie deportiert? Friedenskirche und Israelis vermuten, dass sie laut Einwohnermeldeamt gemeinsam in einer Wohnung gelebt haben. Agathe und Maria Krause scheinen keine Jüdinnen gewesen zu sein. Hatten sie Frau Hoffmann geholfen? Hatten sie ihre Hilfe mit dem Leben bezahlt oder waren sie doch jüdisch?

Es wurde in der Partnerstadt Karmiel um Mithilfe gebeten: Und sie kam!

Nun trafen sich ein Spielhauskind, ein libanesisches Mädchen und vier Jugendliche der Friedenskirche Mitte November mit 15 israelischen Jugendlichen; die Israelis waren extra aus der Partnerstadt Karmiel angereist, um zu helfen. Sie verfügen in Israel über andere und bessere Möglichkeiten, an Daten heranzukommen. Schön war, dass die vermutete Sprachbarriere keine Rolle spielte und sich alle schnell und leicht durchmischten.

Alle sagten sich: Wie schön wäre es, wenn noch Verwandte gefunden werden könnten! Man würde diese zur Verlegung der Stolpersteine oder dem Aushängen einer Gedenktafel einladen! Wie aber, wenn keine Informationen zu erhalten sind? „Doch!“ so eine junge Israelin: „Wir hängen eine leere Tafel auf, und auf einer anderen Tafel dokumentieren wir unsere Bemühungen – weil wir nicht vergessen wollen“.

Schließlich wurde die Idee umgesetzt und ein Video erstellt, und das in den drei Sprachen Deutsch, Ivrit und Englisch. Damit werden Menschen in Berlin und Israel mittels Socialmedia um Mithilfe gebeten. Vielleicht weiß ja doch jemand etwas!? Die Israelis wollen nach ihrer Rückkehr in Israel lebende alte Berliner Bürger:innen fragen, ob diese vielleicht etwas wüssten. Ob sie Frau Hoffmann oder die Krauses kannten. „Sie kannten sich, viele, die sich halfen“, immer wieder sagte dies der begleitende Jugendsozialarbeiter aus Israel. Wir waren skeptisch. Berlin ist so groß und Israel weit weg! Und vor allem, es leben nur so wenige Überlebende!

Schließlich erzählte der Jugendsozialarbeiter folgende Geschichte:

In den Familien sei es natürlich „Top-Thema“, geworden, dass sie, junge „Berliner“ – Deutsche - , um Hilfe gebeten hatten. Hinzu kam, dass sie nach Berlin reisen würden und helfen wollten. Er habe auch in seiner Familie davon erzählt und dann erstmalig erfahren, dass die Großmutter seines Ehemannes in Deutschland ihre Kindheit verbracht hatte. Sie wurde rechtzeitig gerettet mittels der Kinderverschickung nach Großbritannien (Palästinagesellschaft in der Mareinekestraße in Charlottenburg). „Sie wohnte in Charlottenburg, nicht weit vom Spielhaus entfernt! Vielleicht kennt sie doch noch jemand!“ Erstaunlich, wie klein Gott die Welt doch geschaffen hatte? Der israelische Jugendsozialarbeiter hatte es bisher nicht gewusst!

Schon deshalb hat es sich schon gelohnt, für diese Oma und für diese Familie.

Wir bleiben dran! Zur Enthüllung der Tafeln hat der Bürgermeister von Karmiel bereits sein Kommen zugesagt!

Im Zuge des Projektes wurde Margot Friedländer, 101 Jahre alt, Berlinerin, Holocaust-Überlebende, Zeitzeugin, Ehrenbürgerin Berlins eingeladen und sie kam am 27.11.2022 in die Friedenskirche.